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Mikrofonierung eines Gitarrenlautsprechers
Die Mikrofonierung des Lautsprechers ist ein essenzieller Bestandteil fĂŒr die Soundgestaltung einer E-Gitarre. Unterschiedliche KlĂ€nge können durch Faktoren wie zum Beispiel dem Abstand zum Lautsprecher, den Charakter des Mikrofons und die Raumbeschaffenheit entstehen.
Um diese Faktoren zu untersuchen, wurden in den Rahmen eines Projektes an der Hochschule DĂŒsseldorf unterschiedliche Gitarren von einem Profigitarristen gespielt und von Studierenden aufgenommen. FĂŒr den Zweck dieses Artikels wurden die mithilfe einer DI-Box aufgenommenen Gitarrensignale per Reamping in einen VerstĂ€rker eingespeist.
Was ist Reamping?
Unter Reamping versteht man den Prozess, zum Beispiel eine Gitarrenspur nach der Liveaufnahme spĂ€ter erneut mit einem VerstĂ€rker zu bearbeiten. Der Prozess dient dazu, dass eine Band ihrem Produzenten ihre Gitarrenspuren schicken kann, und dieser dann noch die Freiheit hat, den Sound zu bearbeiten. In einem ersten Schritt wird ein trockenes Gitarrensignal aufgenommen, das mit Hilfe einer DI-Box dem Signalweg Gitarre-Amp-Box abgezweigt wird. Im zweiten Schritt ĂŒbernimmt eine Reamping-Box die Aufgabe, das vorher aufgenommene Signal nach Impedanz und Pegel wieder so zur VerfĂŒgung zu stellen, dass es an einen GitarrenverstĂ€rker-Eingang angeschlossen werden kann. So lĂ€uft das Signal optional durch EffektgerĂ€te und schlieĂlich in einen VerstĂ€rker. Als letzter Schritt wird es in eine Gitarrenbox geleitet, die mit Mikrofonen versehen ist, um den entstehenden Schall dann wieder aufzunehmen.
So kann man seinen Gitarrensound auch nach dem Aufnehmen immer noch neu gestalten und mit neuen Effekten beeinflussen. FĂŒr die Zwecke der Untersuchungen fĂŒr diesen Artikel wurde Reamping als Aufnahmemethode gewĂ€hlt, da der Faktor Spieltechnik und Variation so aus dem Vergleich der MikrofonklĂ€nge herausfĂ€llt.
Es wurden fĂŒnf Mikrofone nacheinander verwendet, um das Chassis (Lautsprecher) aufzunehmen. Die Mikrofone umfassen das Shure SM57, AKG C414EB, Royer-121, Sennheiser MD421 II und Sennheiser MKH800 PH48. Beim Lautsprecher handelt es sich um den Celestion G12 Vintage 30. Die Gitarre war eine Music Man Luke II (Stratocaster-Type). Der benutzte Amp war das Marshall JVM410H Gitarren-Topteil in 50 Jahre JubilĂ€ums-AusfĂŒhrung. Als EffektgerĂ€t kamen das Overdrive-Pedal TS808 Pro von Ibanez und die Reamping-Box von Radial Engineering zum Einsatz.
Einzelheiten und Details zum Equipment
Mikrofone
Shure SM57
Das Shure SM57 ist ein dynamisches Mikrofon mit Nierencharakteristik. Es wird im Studio hĂ€ufig fĂŒr das Aufnehmen von -Polardiagramm- Percussion und Gitarren verwendet und ist bekannt fĂŒr seinen druckvollen und klaren Klang und die robuste Bauform. Der Frequenzbereich betrĂ€gt nominell 40 - 15000Hz.-Frequenzgang-
AKG C414EB
Das AKG C414 ist ein Kondensatormikrofon mit vierfach umschaltbarer Richtcharakteristik. Hier wurde -Polardiagramm- es als Nierenmikrofon eingestellt. Es hat einen recht linearen Frequenzgang, der einen sehr realitÀtsnahen Klang aufzeichnet.
Der Frequenzbereich betrÀgt nominell 20 - 20000Hz.-Frequenzgang-
Royer 121
Das Royer 121 ist ein BÀndchenmikrofon mit Achtercharakteristik. Der Klang ist etwas mittenbetont und warm und passt damit gut zur -Polardiagramm- verzerrten E-Gitarre. Der Frequenzbereich betrÀgt nominell 30 - 15000Hz.-Frequenzgang-
Sennheiser MD421
Das Sennheiser MD421 II ist ein Dynamisches Mikrofon mit Nierencharakteristik. Der eingebaute wĂ€hlbare Bassfilter sorgt fĂŒr eine-Polardiagramm- gute FlexibilitĂ€t fĂŒr Sprach- und Instrumentalaufnahmen. Der Frequenzbereich betrĂ€gt nominell 30 - 17000Hz.
Das Sennheiser MKH800 P48 ist ein Kondensatormikrofon mit fĂŒnffach umstellbarer Richtcharakteristik. Hier wurde es als Nierenmikrofon eingestellt. Der besonders breite Frequenzbereich von nominell 30 - 50.000 (!) Hz macht dieses Mikrofon besonders gut fĂŒr Aufnahmen mit breitem Frequenzspektrum.-Frequenzgang-
VerstÀrker und Lautsprecher
Als VerstĂ€rker wurde das Marshall JVM410H Gitarren-Topteil in 50 Jahre JubilĂ€ums-AusfĂŒhrung gewĂ€hlt, da die eingespielten Hörbeispiele im Metal-Stil gespielt wurden und der VerstĂ€rker einen passenden Klang dazu erzeugen kann. Der VerstĂ€rker ist ein RöhrenverstĂ€rker mit 12 unterschiedlichen Grundsounds von Crunch, Clean und Overdrive.
FĂŒr das Reamping wurde der VerstĂ€rker auf das mittelstarke Preset vom âOverdrive Zweiâ Kanal eingestellt mit folgenden Reglereinstellungen:
Der Celestion G12 Vintage 30 Lautsprecher ist seit vielen Jahren ein Klassiker der Lautsprecherchassis im Bereich Metal.
Gitarre, Kabel und EffektgerÀt
Die Music Man Luke II ist eine Stratocaster Gitarre und wird wie viele andere Music Man - Gitarren im Metal Stil gerne benutzt. Weitere Infos und Klangvergleiche von den Pickups gibt es im Partnerartikel zum Gitarren- und Pickupvergleich.
Der Kabelweg zwischen dem Wandanschlusskasten des Studios und dem Amp betrug 7,5 Meter und zwischen VerstÀrker und Lautsprecher waren es auch noch einmal 6,25 Meter. Mehr Informationen zum Thema KabellÀngen gibt es im Partnerartikel.
Das TS808 Pro Overdrive Pedal wird benutzt, um die Verzerrung der Gitarre noch etwas satter zu machen. Die Einstellung wird von vielen Modern Metal Producern und Gitarristen so prÀferiert wie abgebildet.TS Pro TS808 Overdrive Pedal
Mikrofonvergleich
Aufbau
In folgendem Mikrofonvergleich wurden die Mikrofone in unterschiedlicher Position vor den Lautsprecher gestellt und das Signal damit neu aufgenommen.
Position 1: 9cm Abstand zwischen Lautsprechermitte und Mikrofon Position 2: 9cm Abstand zwischen Lautsprechermitte und Mikrofon und 6 cm zur Seite verschoben Position 3: 18cm Abstand zwischen Lautsprechermitte und Mikrofon Position 4: 18cm Abstand zwischen Lautsprechermitte und Mikrofon und 6 cm zur Seite verschoben Position 5: 3mm Abstand zwischen Lautsprechermitte und Mikrofon
In jedem Video wird ein Mikrofon behandelt. Jedes Video enthĂ€lt sechsmal jede Position. Es wird auĂerdem variiert zwischen zwei Pickupeinstellungen an der Gitarre und drei Versionen des Mixes. Die erste ist mit voller Produktion, die zweite ist mit keinen weiteren Effekten und die dritte hat nur den ersten Equalizer. Damit der Vergleich der Mikrofone nicht durch unterschiedliche LautstĂ€rken beeinflusst werden kann, wurden alle Tracks auf die selbe Lautheit normalisiert.
Je nĂ€her das Mikrofon am Lautsprecher ist, desto mehr Bassanteil bekommt man (-> Nahbesprechungseffekt). Wenn man das Mikrofon weiter weg platziert, balanciert sich der Klang mehr aus. AuĂerdem fĂ€ngt das Mikrofon mit erhöhter Distanz mehr Charakter vom Raum ein. Seitliche Verschiebung sorgt fĂŒr weniger Höhen, mehr Mitten und reduziert die Attack, was einen mehr kontrollierten und sanften Klang gibt.
Weitere Positionierungen, die hier nicht untersucht wurden, beinhalten das Anwinkeln der Mikrofone fĂŒr einen etwas mehr indirekten Klang (die Auswirkungen sind gering).
GrundsĂ€tzlich gilt aber, dass man zuerst versuchen sollte, den gewollten Klang im Raum zu erschaffen, bevor man versucht, ihn durch Mikrofone zu verĂ€ndern. Dies wird dazu fĂŒhren, dass der Spieler sich wohl fĂŒhlt, weil es "richtig" klingt, und man kann sich einiges an Post-Processing sparen.
Produktion
Die folgenden Effekte wurden im endgĂŒltigen Mix auf alle Mikrofone als Send-Effekt zu einer Gruppenspur geleitet und angewandt: